Die Sternenkammer ist das Parlament der Solaren Liga.
Anders als bei kleineren Sternnationen besteht es nicht aus direkt gewählten Abgeordneten, sondern aus Repräsentanten der Ligawelten - jede Ligawelt hat mindestens einen Delegierten, die exakte Anzahl richtet sich nach der Bevölkerungszahl der jeweiligen Welt. Etwa ein Drittel der Mitgliedswelten hat nur einen Delegierten, die Mehrheit der Ligawelten hat nicht mehr als höchstens zwei, maximal drei Delegierte. Einige größere, dichter besiedelte Welten haben mehr, so hat Beowulf ganze neun. Jede Delegation hat eine eigene Loge, die mit den umliegenden über Gänge verbunden ist. Im Zentrum der Kammer befindet sich das luxuriöse, acht Meter hohe Podium der Parlamentspräsidenten, der Speaker.
Die Debatten in der Kammer unterliegen strikten Regeln, so muss jeder Delegierte, der sprechen möchte, seine Rede und die gewünschte Redezeit anmelden. Ist die Zeit um, hat er seine Rede zu beenden, sollte er nicht fertig werden, kann er weitere Zeit beantragen. Delegierte, denen Redezeit zugestanden ist, können diese an andere Delegierte übertragen, sollte ein unerwarteter, dringender Diskussionsgrund vorliegen. Ebenso können Delegierte eine Abstimmung zu besonderen Themen beantragen, diese Abstimmung muss aber in Übereinstimmung mit solarischen Gesetzen und der Verfassung sein. Jeder Abstimmungsantrag muss von mindestens einer weiteren Ligawelt gestützt werden.
Im Lauf der Jahrhunderte ist die Sternenkammer, wie alle anderen solarischen Institution auch, zu etwas geworden, was nicht im Sinne der Gründer war - obwohl die Angehörigen dieser Kammer noch immer auf dem alten Glanz und den alten Idealen beharren, ist die Sternenkammer zu einer Absegnungseinrichtung für die politischen Spielchen der fünf Mandarine geworden, die sich regelrechte "Hausmächte" in der Kammer halten. Die Repräsentanten sind gewohnt, den "Hausmächten" und Wortführern zu folgen und besonders selbstkritische Debatten sind absolut unüblich geworden. Zwar gibt es nach wie vor Widerstand gegen diesem Zustand, aber er reicht nicht aus, um etwas zu ändern.
Wie sehr die Kammer von den Ligabürokratien beherrscht wird, zeigte sich besonders deutlich, als nach der zwoten Schlacht von Manticore, in der die Solarian League Navy eine vernichtende Niederlage erlitten hatte, in der Sternenkammer nicht etwa darüber debattiert wurde, wie es sein konnte, dass ein 600 Superdreadnoughts starker SLN-Flottenverband auf Geheiß der Ligabürokraten ohne Genehmigung der Regierung und ohne Wissen der und offiziellen Kriegserklärung durch die Sternenkammer eine souveräne Sternnation angegriffen hatte. Sondern die Ligawelt Beowulf des Hochverrats bezichtigt wurde, weil deren Regierung sich geweigert hatte, einem weiteren solarischen Verband ohne offizielle Kriegserklärung an das Sternenkönigreich von Manticore einen (selbstmörderischen, inkompetent geplanten und zwecklosen) Angriff über den Beowulfterminus des manticoranischen Wurmlochknotens zu erlauben und die Beowulf System Defense Force diesen unter Androhung von Waffengewalt und mit Unterstützung durch die Royal Manticoran Navy an einem Transit gehindert hatte.
Zwar stimmte (überraschend) knapp ein Viertel der Abgeordneten gegen eine Verurteilung Beowulfs, aber drei Viertel stimmten dafür, obwohl Beowulf gemäß der solarischen Verfassung vollkommen legitim gehandelt hatte, denn die föderale Ebene der Liga kann sich gemäß Verfassung in Friedenszeiten nicht über die lokale Souveränität der Mitgliedswelten hinwegsetzen. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses hielt die beowulfianische Delegierte, Felicia Hadley, eine vernichtende Abschlussrede und verließ, nachdem sie eine Abstimmung auf Beowulf über den Verbleib ihrer Heimatwelt in der Liga angekündigt hatte, die Sternenkammer. (HH13)
Felicia Hadleys Rede vor der Sternenkammer 1922 PD[]
"Ich habe fast 40 Jahre als Bewoulfs Repräsentantin in dieser Kammer gedient. In dieser Zeit habe ich erfolglos versucht eine Spur, ein Fragment der Macht und der Verantwortung und der hohen Standards persönlichen Verhaltens zu finden, die die Autoren unserer Verfassung dafür vorgesehen hatten. Es gibt keinen Zweifel, was die Gründer im Sinn hatten. Was sie von dieser Versammlung erwarteten. Die Worte sind da für jeden, der sie lesen und verstehen kann. Die Erwartungen sind klar! Aber anstatt diese Dinge zu finden, bin ich sehr vertraut geworden mit der 'Business as usual'-Mentalität dieser Kammer. Wie Ihnen allen wurde mir klar, wo die wahre Macht beim Formulieren föderaler Gesetze, Regulierungen und Politik liegt. Selbst wenn es mir nicht klar geworden wäre, selbst wenn ich weiterhin die geringste Illusion bewahrt hätte, dass die gewählten Repräsentanten der Bürger dieser Liga auch nur noch einen Funken Autorität auf föderaler Ebene hätten, diese Abstimmung hat erneut die wahren Machthaber in der Solaren Liga enthüllt. Sie ist nicht mehr und nicht weniger als eine de facto Bestätigung der ungewählten Bürokraten, die ungesetzlich weit mehr Macht besitzen als ihnen die Verfassung je zugestand. Eine de facto Bestätigung ihrer Bemühungen, jede interne Opposition gegen ihre desaströse Politik - und den Krieg - worauf sie die Liga festgelegt haben, zu unterdrücken. Beowulfs Versuch, diesen Krieg zu verhindern oder wenigstens zu verkürzen, bevor er noch Millionen mehr Leben zerstört und Billiarden über Billiarden Credits kostet, wird als 'Hochverrat' untersucht, weil er die verfassungsgemäß garantierte Autonomie jeder Ligawelt behauptet. Die gleiche Autonomie, die das Heimatsystem jedes Delegierten, der gerade für diese Untersuchung gestimmt hat, jeden Tag als selbstverständlich ansieht!
Wir haben nichts anderes von einer moralisch, ethisch und gesetzlich korrupten Institution erwartet. Wie auch immer, es gibt ein anderes Recht, das die Verfassung jedem Mitgliedssystem garantiert, und Beowulf wird dieses Recht heute wahrnehmen! Wenn wir der kriminellen und desaströsen Politik der Mandarine nicht von innen heraus Widerstand leisten können, dann werden wir nicht länger zu diesem System gehören. Stattdessen gebe ich hiermit, als Führerin der Delegation Beowulfs, in Ausführung der Instruktionen meiner legal gewählten Systemregierung bekannt, dass Beowulf innerhalb der nächsten Monate ab heute eine systemweite Abstimmung darüber abhalten wird, ob Beowulf in der Solaren Liga verbleibt oder nicht!
Diese Abstimmung wird fair, legal und öffentlich sein, aber ich persönlich zweifle nicht darüber, wie das Ergebnis ausfallen wird. Und außerdem rate ich Ihnen allen, ebenfalls rein persönlich, sich darüber nicht irgendwelche Illusionen zu machen. Sie haben ihre Untersuchung beschlossen und Sie sind eingeladen, alles zu untersuchen, was sie möchten, aber Beowulf wird nicht länger Teil der bluttriefenden Politik einer korrupten und käuflichen Oligarchie sein, die eher ganze Sternnationen zugrunde richtet, als als auch nur die Möglichkeit einzuräumen, sie selbst könnte Fehler machen. Wir behalten uns das Recht vor, uns von kriminellen Konzernen und Mördern auf interstellarem Level zu distanzieren, und alle nötigen Schritte zu ergreifen, die die Bürger unseres Sonnensystems für nötig erachten, um diese Krise, die der Ständige Oberste Untersekretär Kolokoltsov und die anderen Mandarine geschaffen haben, zu überstehen. All jenen von Ihnen, die entschieden haben, diese Untersuchung zu befürworten, wünschen wir viel Freude an ihrem Tun... aber ich denke nicht, dass sie welche haben werden."